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 8.  September 2015 –  

Vorwarnung: Irgendwann zwischen diesem und dem letzten Posting hat sich die Rechtschreibüberprüfung meines Open Opffice zerschossen. Es wird also noch typoiger als sonst.
Die erste Nacht auf offiziell chinesischem Boden liegt hinter uns. Wir stehen an diesem Tag früh auf, denn es geht zur Führerscheinstelle. Wir alle, bis auf Mháire, die wegen der Kumus-Spätfolgen im Hotel bleibt. Sie wird ohnehin nicht gebraucht, denn den Führerschein sollen nur Basti und Steff machen. Ich, so habe ich argumentiert, bin mit Filmen beschäftigt und muss daher nicht als Fahrer eingeplant werden. Mháire ist auf der Hinfahrt schon mehr als genug gefahren.   Der uygurische Guide, dessen Namen wir nie richtig mitbekommen haben und den wir deswegen jetzt einfach mal Uyguide nennen – ist mit uns im Innenhof des Hotels verabredet. Um sieben Uhr soll es losgehen, das wurde am Abend zuvor noch ausgemacht, im Beisein von Herr Jo, des  Chef-Guides, der kurz aufgetaucht ist, um Hallo zu sagen. 

Wir hatten nachgefragt: Sieben Uhr – Peking-Zeit? Antwort: Alle Uhren in China gehen nach Peking-Zeit. Dazu muss man natürlich sagen, dass Kashgar mehrere Tausend km westlich von Peking liegt. Um 7 Uhr ist es da noch mitten in der Nacht. Wir stolpern also übermüdet durch leere Hotelgänge. Nicht ganz leer: Auf den Sesseln schläft das überarbeitete Personal. Aber kein Mensch ist ansprechbar. Auch keine Spur von Uyguide oder Herrn Jo. Auch den beschriebenen Frühstücksort finden wir nicht.  Wir sind unsicher. Welches 7 Uhr ist gemeint? Herr Jo sagt: Alle Uhren in China gehen gleich. Der gesunde Menschenverstand sagt: Die stehen hier nicht um 7 auf, eher um 10. Wäre ja auch bescheuert. 

Schließlich wagen wir es, uns nochmal ins Bett zu legen und um 9 wieder aufzustehen. Dann ist tatsächlich auch das Frühstücksbuttet eröffnet. Eine uralte Chinesin und ihre schlaftrunkene Teenager-Gehilfin, der die Jogginghose runterrutscht, servieren uns in einem Indiana-Jones-Filmset-Bistro kalte Tomaten, geschmacklose Suppe und Eier. Uyguide taucht auf, weist darauf hin, dass das Frühstück hier echt kacke ist und wir es nicht hätten buchen sollen und treibt uns zum Wohnmobil. Wir wären ja echt spät dran. Das war unser erster Morgen in China. Mháire hat das gottseidank verschlafen. 


Basti fährt uns gelenkt von Uyguide aus der Stadt heraus. Auch wenn er keinen Führerschein hat, scheint das noch kein Problem zu sein. Nach fast einer Stunde erreichen wir eine Ansammlung von Häusern, Zäunen und Parkplätzen und werden an wartenden Wagen vorbei gelotst. An einem Holztisch sitzen 3 alte Männer und Leute stehen vor ihnen Schlange. Ich bekomme ein wenig Panik. Ist DAS die Führerscheinstelle? Die 3 alten Typen auf einer Bank? Aber nein, es sind Kebap-Verkäufer. Die eigentlichen Prüfer oder Beamten bekommen wir nie zu sehen. Tatsächlich verbringen wir fast den ganzen Tag im Auto (es ist übrigens faszinierend, wie das alles wieder ins Bewusstsein zurückrutscht, nachdem ich diese Details alle seit Monaten vergessen oder verdrängt hatte). Offenbar geht es darum, sich effizient an den anderen Autos vorbeizumogeln, um zum Testgelände zu kommen, wo der Wagen auf Tauglichkeit überprüft wird. Währenddessen schickt Uyguide immer wieder einen kleinen Gehilfen los, der sich um den Papierkram kümmert. Wir hingegen fahren vorwärts, seitwärts, zurück und von neuen Richtungen an das Gelände heran. Teilweise brüllt Uyguide Leute an, damit sie uns durchlassen oder wieder herausfahren lassen.  

Irgendwann sind wir dran. Leute scheuchen uns aus dem Wagen, wollen unser Warndreieck und unsern Feuerlöscher sehen. Wir zeigen beides vor. Andere Leute kleben Reflektoren an das Heck unseres Wagens und wollen bar dafür bezahlt werden. Wieder andere versuchen, in den Wagen zu steigen. Und dann gibt es einen, der unser Warndreieck klaut. Das wir gerade vorzeigen müssen. Es ist einfach – weg, gerade als ein Mechaniker danach fragt. Uyguide: Das ist nicht schlimm. Er bringt es bestimmt zurück, sobald er es benutzt hat  (um es als seines auszugeben). Und wisst ihr was: Das stimmt. 

Dann besteigt ein Mechaniker das Cockpit des Wohnmobils und schiebt Basti zur Seite. Beide fahren weg und lassen Steff und mich zurück. Wir sind etwas ratlos und nicht sicher, ob wir Auto oder Basti je wiedersehen werden. Doch dann kommt das Dinomobil  auch schon wieder mit Vollgas angebraust und legt eine Vollbremsung hin. Es hat den Bremstest bestanden. Leider ist innen alles durcheinandergeflogen, aber damit wäre das Auto schon mal genehmigt. 

Der Führerschein jedoch nicht. Wir fahren wieder auf einen Parkplatz vor der Anlage und warten auf Meldung von Uyguides Gehilfen. Der kommt immer mal wieder, erstattet Bericht, aber wir erfahren nix Genaues. Stattdessen reden wir mit Uyguide über die Chinesen und halalles Wasser (er lehnt alles ab, was wir ihm anbieten) oder in Kasachstan gekauftes Lego, dessen Funktion sich ihm nicht erschließt. Am Ende: Schlechte Neuigkeiten. Führerschein genehmigt – ohne dass Basti oder Steff einen Prüfer gesehen hätten – Nummernschild fehlt aber noch. Morgen wiederkommen. Wir kehren also ins Hotel zurück und mieten uns noch eine Nacht ein. Mháire ist wieder halbwegs fit und wir schlendern ein wenig durch die Stadt, um Moderationen aufzunehmen und Essen zu besorgen. 

Ein wenig fühlen wir uns vom heutigen Tag verarscht. Ein wenig.   

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Comments

Reinhold Ottner

Ist es nicht schön in alten erinnerungen zu schwelgen :-P Danke führs weiterführen

Roland Thomas Lichti

Warum fühltet ihr euch verarscht? Ihr habt ein zulassungsfähiges Auto, die Führerscheine waren da. Und ihr hattet Aussicht auf das Nummernschild. Ich muss sagen: 2,5 von 3 ist mehr, als ich oft auf der Arbeit erlebe ...