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KAPITEL 1: Draußen

Es war an einem warmen Sommertag, als Hank die gigantischen Finger zum ersten Mal sah. Große, schwere Glieder, die sich tastend über seinen Gartenzaun schoben. Bis eben lag er noch gemütlich in seiner Hängematte, hatte leicht einen sitzen und keine Termine. Seine Arme hingen zu beiden Seiten schlaff herunter wie Würste am Haken. Beinahe berührten sie den Boden. Fingerknöchel und Handrücken strichen leicht über das frisch gemähte Gras. 

Sein Rasenmäher-Roboter war auf der anderen Seite des Gartens mit einem dichten Batzen Gestrüpp beschäftigt. Er hatte ihn Günter genannt, wegen Günther Grass. Das monotone Geräusch von Günthers Schneideblättern, die im Innern der Maschine surrend um ihre eigene Achse schwirrten, hatte auf ihn eine beinahe meditative Wirkung. Der Duft von frisch gemähtem Gras erfüllte die Luft. Grasgeruch war das Geschrei des Grünzeugs. Er hatte das mal irgendwo gehört, Pflanzen versuchten sich auf diese Art vor Gefahren zu warnen. Nur zu gerne hätte Hank ähnliche Fähigkeiten besessen.

Stattdessen stockten ihm Atem und Stimme, als er die massiven Finger sah, wie sie über seinen Zaun tanzten. Kein Laut kam über seine Lippen, doch die darüber liegenden Augen weiteten sich und traten beinahe aus ihren Höhlen. Hätten ihn die Nachbarn in diesem Zustand erblickt, sie wären sich sicher gewesen: Dieser Mann ist gerade unrettbar verrückt geworden.

Die Kuppen der gigantischen Hand schoben sich forschend über die Holzlatten seines Zauns, von dem bereits die ausgebleichte Farbe abblätterte. Er hatte es nie geschafft, den Lack zu erneuern. Die Finger setzten sich in Bewegung; setzten über in seinen Garten! Erst sah er nur die einzelnen Gelenke, die forsch nach vorne stießen. Dann kam der massive Handrücken und verdunkelte fast die Sonne. Es waren schwere, raue Arbeiterhände, die da blind auf ihn zukrochen. Sie waren schmutzig und unter den tellergroßen Fingernägeln steckte noch die Blumenerde des Nachbargrundstücks.

Der etwas abstehende Daumen hatte sich bereits um seinen Zaun geschlungen. Die fest montierten Holzlatten, die nie mehr eine neue Lackschicht sehen würden halfen der Hand dabei, sich über die kleine Holzbarriere zu wuchten. In diesem Moment fuhr Günther parallel zum Zaun auf seine Ladestation zu. Bevor er dort ankommen sollte, würde er auf seinem Weg direkt in die Fänge der Riesenhand fahren.

Das war sein Moment. Jeder Überlebensinstinkt in Hanks schlaffem Körper regte sich. Sein blasses, schlaffes Wohlstandsfleisch wurde von bislang unentdeckten Muskelsträngen durchzogen, während er sich aus seiner Schockstarre löste und überhastet zur Seite hechtete. Die Wucht dieser Bewegung stieß seine Hängematte weg. Er knallte Kinn voraus in den Dreck, die Schnauze voller Rasen.

Erst sah er Sterne, dann wurde er bewusstlos. Die Hand kroch währenddessen weiter auf ihn zu. Sie war nur noch wenige Meter von ihm entfernt und gewann schnell an Geschwindigkeit. Wie eine gigantische Schlange wuchtete sich der an ihr hängende Arm über den armen Zaun und zerquetschte ihn dabei krachend unter dem Gewicht seines Fleisches.

Die Extremitäten krabbelten orientierungslos aber unaufhaltsam in Hanks Richtung, gleich würden sie ihn entdecken. Dann fuhr plötzlich Günther, der rasende Rasenmäher seitlich in die Hand hinein. Seine Schneideblätter schlugen surrend und scheppernd um sich. Dünne Scheiben Haut wurden von den gigantischen Kuppen des Mittelfingers abgesäbelt. Der Wind trug die Flocken sanft nach oben, wo sie kurz in der Sonne funkelten, bevor sie in alle Winde verstreut wurden.

Erst als die Klingen Blut schmeckten, nahm die Hand von ihnen Notiz. Zwei riesige Finger - es waren Daumen und Zeigefinger - schossen zu Boden und schnappten sich die kleine Frisbee-förmige Maschine. Dabei näherte sich der leicht lädierte Mittelfinger neugierig dem vibrierenden Gerät, nur um erneut von seinen Schneideblättern geschnitten zu werden. Die Hand schien die Geduld mit dem seltsamen Gegenstand zu verlieren und zerdrückte ihn mühelos zwischen ihren massiven Fingerkuppen. Für einen Moment flogen Funken, als die Schneideblätter sich selbst zerfleischten, dann ließen die Hand eine jetzt völlig zerstörte Metall-Scheibe zu Boden fallen.

Dieser kleine, unbedeutend scheinende Zwischenfall barg für Hank die perfekte Chance, zu entkommen. Nach seinem unglücklichen Absturz aus der Hängematte konnte er diesen Moment nutzen, um endlich in die Gänge und ins Haus zu kommen. Seine geschundenen Muskeln setzten sich erneut in Bewegung. Er sprintete ein kleines Holztreppchen hoch, das die Veranda mit dem Garten verband. Hinter ihm furchten die Hände weiterhin wild durch seine frischgemähte Wiese, die mit kleinen, funkelnden Teilen von Günther übersäht war. Den Mähroboter traf keine Schuld, er hatte mutig bis zuletzt sein Bestes gegeben.

Hank schmiss die Hintertür seines Hauses hinter sich zu und versuchte die letzten Minuten in einen verständlichen Zusammenhang zu bringen. Als ihm dies nicht gelang, schaltete er den Fernseher ein. Er drehte die Lautstärke nach unten, weil er sich nicht sicher war, ob die Kreatur davon angelockt wurde. Falls es nicht die Lautstärke an sich war, waren es vielleicht die Vibrationen des Lautsprechers. Wer wagte das in einer solchen Situation schon zu sagen?

Hinter ihm hörte er die Hand, das Aufwühlen von Erde und das Zerplatzen der Veranda-Dielen. Tische und Bänke wurden hin und her geschleudert. Sie krachten lautstark gegen die Hauswände. Hier und da hörte er Paneele brechen. Sicherlich war es auch bald um seinen frisch gekauften Grill geschehen, den er erst zweimal hatte nutzen können. An ihrem schlaffen Arm hängend schob sich die Hand durch die frischgepflanzten Geranien und zerbrach das Vogelhaus seiner Kinder. Es war über den Sommer leider leer geblieben. 

Das seltsame, wütende Ding riss die kleine Plastikrutsche aus ihrer Verankerung und warf die völlig verdrehten Teile weit hinter sich. Der Inhalt des angrenzenden Sandkastens spritzte dabei wie Wasser in alle Richtungen und klatschte lautstark gegen die Fenster. So viele Sandburgen, die nie wieder gebaut werden würden, dachte Hank für einen Moment und wurde kurz wehmütig. Fast war nichts mehr von seinem Hab und Gut zu sehen. Der Garten glich einer zerklüfteten Mondlandschaft. Aber wieso hatte ihn die Hand nicht ins Haus verfolgt? 

KAPITEL 2: Drinnen

In der Glotze lief noch eine der von ihm so verhassten Reality-Shows. Irgendwer war gerade wütend auf irgendwen anderes. Jemand drittes war der Ansicht, dass dies für die ganze restliche Welt von Interesse sein müsste. Zum Glück war zumindest die Lautstärke heruntergedreht. So musste er das Elend nur mit einem seiner Sinne verfolgen, während er auf die Nachrichten oder zumindest ein Info-Banner am unteren Bildrand wartete. 

Erst wenn er auch im Fernsehen von riesigen Händen hörte, die überall Chaos anrichteten, konnte er tatsächlich glauben, was hier gerade geschah. Zwar hätte er nur zum Fenster herausschauen müssen, doch das wagte er längst nicht mehr. Er fürchtete, wenn er das täte, sähe er die Hand mit weit ausgestreckten Fingern auf ihn zurasen wie eine Vogelspinne. Fürs erste schien er hier sicher zu sein.

Hank griff zum Telefon und wählte die Nummer seiner Ex-Frau. Er musste wissen, ob es seiner Tochter gut ging, auch wenn sie ihn alle für verrückt erklären würden. Zum ersten Mal bereute er, keines dieser neumodischen Smartphones zu besitzen, damit könnte er ihnen zumindest Beweise des Wahnsinns schicken, der sich vor seinem Haus abspielte. Am anderen Ende klingelte es ungeduldig, dann antwortete ihm endlich seine Ex-Frau mit ihrem patentierten perfekt gesäuselten "Hallo?".

"Chloe? Chloe! Ist alles gut bei euch? Hier ist irgendwas... irgendwas passiert. Ist bei euch alles gut?" Er war sich tatsächlich nicht sicher, was eigentlich passiert war. Hatte er sich das alles nicht doch vielleicht eingebildet? "Wer...? Hank? Wir hatten doch gesagt, wir wollten uns etwas Zeit geben...?" Die Kälte dieser Begrüßung stach ihm ins Herz, doch er verdrängte seinen verletzten Stolz und verschloss alle möglichen Antworten auf diese gefühlte Provokation tief in seinem Inneren.

"Chloe, hör mir zu. Ich weiß nicht, wie ich dir sagen soll, was gerade in unserem Garten passiert ist, ohne dass du mich für völlig wahnsinnig hältst. Vielleicht… vielleicht bin ich sogar tatsächlich wahnsinnig geworden und bilde mir all das nur ein, vielleicht liege ich gerade … äh … sabbernd mit einem Hirnschlag in der Hängematte, aber du musst mir jetzt zuhören!" Sie wollte gerade antworten, da unterbrach er sie herrisch. "Hör mir zu!" Es wurde still am anderen Ende. Verdammt, genau diese Dynamik hatte ihre Ehe in Brand gesteckt und selbst jetzt konnte er einfach nicht anders, als wütend zu werden. 

"Plötzlich sind hier .. da ist eine riesige Hand und ... ich weiß, wie das klingt, aber ich höre sie jetzt gerade unseren Garten verwüsten!" "Seit der Scheidung ist es dein Garten Hank, nicht mehr unserer." unterbrach sie ihn und die Banalität ihres Kommentars feuerte den Boiler tief in seinem Innern an, der seit dem Start des Telefonats ohnehin langsam immer weiter auf Betriebstemperatur anwuchs. Seine Stimme wurde scharf und schneidend, wie immer bei ihren endlosen Diskussionen. "Wen kümmert es, wem der scheiß Garten gehört, Chloe? Du hörst mir mal wieder nicht richtig zu. Irgendetwas monströses ist im Hinterhof und … und … und zerlegt die gesamte Nachbarschaft. Es sieht draußen aus wie am Ende der Welt! Ich … kann dir auch nicht sagen, was es ist und wie … wie sowas überhaupt möglich sein kann, dass so etwas passiert, aber es passiert! Jetzt gerade! Es ist mir egal, ob du mir glaubst oder … äh … mich für irre hältst … Hauptsache du nimmst unsere Tochter … und ja, sie ist all deiner Versuche, uns zu trennen zum Trotz immer noch unsere Tochter … und fährst mit ihr raus aufs Land, egal wohin … aber unbedingt aus der Stadt raus! Du musst mir glauben! Falls das, was … was hier passiert, auch woanders passiert, dann … dann müsst ihr unbedingt abhauen und zwar jetzt, jetzt, jetzt verdammt noch mal!"

Während er versuchte, seine Ex-Frau vom Wahrheitsgehalt seiner Worte zu überzeugen, blickte er vorsichtig an den Vorhängen vorbei in seinen Garten. Mittlerweile durchzogen massive Furchen den Rasen. Schützengräben, als wäre in seinem Garten Krieg ausgebrochen. Überall lagen Holzbretter des Schuppens und Metallteile herum, bei denen er nicht mehr erkennen konnte, ob sie vom zerfetzten Gasgrill oder der Kinder-Rutsche stammten. Die monströse Hand war nicht zu sehen, doch ihr Pfad der Verwüstung deutete darauf hin, dass sie zu einem der Nachbargrundstücke übergewechselt war. In der Ferne konnte er leise schrille Schreie und das Brechen von Holz vernehmen - zumindest hoffte er, dass es sich dabei um Holz handelte.

"Hank, du klingst krank, hast du getrunken? Hände? Hände im Garten? Dir muss doch klar sein, wie verrückt du dich anhörst, oder?" "Ja Chloe, ich weiß das. Wie könnte ich dir eine derart wahnsinnige Geschichte erzählen und … und das nicht wissen? Und weißt du noch was? Wenn ich … auch nur einen Tropfen zu Hause hätte, wäre jetzt der perfekte Zeitpunkt, um rückfällig zu werden! Ich würde die ganze verdammte Flasche leer saufen! Wenn das auch nur ein kleines bisschen an der Scheiße ändern würde, die hier gerade passiert … du musst mir nicht glauben, schalte einfach deinen Fernseher an! Schalt an und warte, bis du denselben irren Scheiss … äh … von offizieller Seite hörst! Wenn du nur glaubst, was dir ein Haufen überbezahlter Oberkörper hinter … hinter edlen Nachrichten-Pulten vorbetet, dann hocke deinen Arsch auf die Couch deiner Eltern und … und … und warte auf die offizielle Erlaubnis zur Panik! Dann werden die Schnellstraßen verstopft sein … und du bist schneller in der Stadt gefangen, als dir lieb ist. Wenn es nach mir gehen würde, kannst du bleiben, wo der Pfeffer wächst, es ist mir scheißegal, was mit dir ist! Aber du bist nicht alleine, Chloe. Du … wir sind verantwortlich für unsere Tochter, du … du musst sie von da wegbringen, bestenfalls bevor dort dasselbe passiert wie hier!"

"Hör mal Hank, ich denke ich lege jetzt auf. Ich empfehle dir, dich hinzulegen und deine wirren Ideen weg zu schlafen, von mir aus sauf dich ins Koma, es ist dein Leben. Aber hör auf mit deinem Wahnsinn, du machst Sarah Angst. Nicht vor riesigen Händen unter der Erde, sondern vor dir, ihrem Vater. Um Himmels willen, Hank … ich bitte dich, schlaf deinen Rausch aus oder gehe zum Arzt, um diese Wahnvorstellungen loszuwerden aber bitte, bitte akzeptiere doch endlich: Es ist vorbei zwischen uns. Ich habe keine Lust mehr auf die manischen Episoden meines Ex-Mannes … ich muss mich um unsere Tochter kümmern." Das war zu viel für Hank. Gerade wollte er zu einem wütenden Monolog ansetzen, doch plötzlich wurde die Leitung gekappt. 

Vielleicht war nur das Netz überlastet, doch vermutlich hatte die bohrende Kralle in seinem Garten die dort verlegten Kabel beschädigt. Verdammt, er hätte doch zuerst die Polizei anrufen sollen, nicht seine hysterische Ex-Frau. Er konnte einfach nicht anders, er hatte sie warnen müssen. Vermutlich hätte ihm die Polizei seine Geschichte noch weniger geglaubt als seine Familie. Er lag den Hörer kurz auf die Gabel, dann versuchte er es erneut. Das Telefon blieb stumm. Niemand konnte ihm zur Hilfe kommen. Er war gefangen in seinem Haus mit einer riesigen Hand vor der Tür.

Der Fernseher sendete weiter seine Belanglosigkeiten. Hank nahm die Fernbedienung und schaltete durch alle Kanäle. Zu seinem Erstaunen wurde nirgends über das berichtet, was sich in seiner unmittelbaren Umgebung abspielte. Vielleicht war dies tatsächlich die einzige Hand, die sich durch den Boden grub. Doch weshalb gerade bei ihm? Wie auch immer, er war hier so lange gefangen, bis jemand anderes die Polizei rufen konnte. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was seine Nachbarn wohl gerade machten. 

Durch die Fenster konnte er lediglich den hohen Holzlattenzaun sehen, der sein Grundstück vom angrenzenden Nachbarschaftsgelände trennte. Der Zaun war durch seine Höhe bereits einige Male Grundlage von Diskussionen geworden. Doch letztendlich konnte ihm natürlich niemand verbieten, seinen Besitz so gründlich wie möglich vor fremden Blicken zu schützen. Nur weil man nebeneinander lebte, musste man nicht gleich zu besten Freunde werden. Hank war eine derart erzwungene Fraternisierung stets suspekt vorgekommen, schließlich gibt es eine Menge anstrengender Menschen, die einem schlimmstenfalls gegen den Strich und bestenfalls am Arsch vorbei gingen. Nur weil man plötzlich Haus an Haus mit ihnen wohnte, sollte man alle Vorsicht über Bord werfen und sich mit ihnen verbünden? Welch schwacher Geist würde seine Prinzipien für ein bisschen Bequemlichkeit und gelegentlich ausgetauschte Auflauf-Rezepte verraten? 

Doch nun, so schien es, war er auf ihre Hilfe angewiesen. Sofern sie noch lebten und sich schnell genug ins Haus hatten retten können. Bislang schien sich das blinde Scheusal in seinem Garten noch nicht auf die Hauswände gestürzt zu haben, obwohl Hank zweifelfrei davon ausging, dass sie die billige Struktur aus Holz, Kabeln und dämmender Glaswolle innerhalb weniger Minuten vollständig einreißen könnte.

Nein, dachte sich Hank. Dies war sein Haus. Seins! Er hatte während des Scheidungsprozesses hart darum gekämpft. Es war der einzige Ort, der vollkommen ihm gehörte! Mit entschlossener Miene ging er die Treppe hinauf und in das ehemalige Kinderzimmer seines Sohnes, dessen plötzlicher Tod diese kleine, schwache Familie zerrissen hatte. Nur Edwards Zimmer hatte über ein kleines Fenster Zugang zum Dach. Ihm wurde kurz schlecht, als er den weißen Plastikgriff der Verriegelung sah. Als er damals die Tür zu diesem Raum öffnete, war das Dach-Fenster weit geöffnet gewesen. Der Wind hatte ihm eiskalt ums Gesicht gewischt. Zuerst war er aufgrund des raschen Temperatur-Wechsels erschaudert, dann erst hatte er langsam begriffen, was sein Sohn getan hatte.

Heute war zum Glück ein warmer Sommertag. Hank zog die verstaubte Kommode neben dem Bett hervor. Dabei versuchte sein zermartertes Gehirn mit aller Kraft nicht daran zu denken, dass er damit die Taten seines Sohnes spiegelte. Auch Edward hatte die Kommode benutzt, um auf das schiefe Dach zu gelangen. Er wischte diese Reste der alten Welt aus seinen Gedanken, wie er es bereits hunderte Male zuvor getan hatte. Kreidereste auf einer Tafel, die einfach nicht endgültig verblassen wollen. Eingebrannte Fernseh-Logos auf vergessenen Röhren-Fernsehern, für immer mit dem Rest des Bildes verwoben. Sie würden zurückkommen, wie Ratten in der Nacht, die einem leckeren Kadaver wie diesem einfach nicht widerstehen konnten. “Genug jetzt!” sagte er zu niemandem außer sich selbst. Dann stieg er mit seinen Turnschuhen auf die Kommode, in die Fußstapfen seines toten Sohnes.


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