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5. September 2015
 Wir sind nur noch wenige Kilometer von der Grenz entfernt und haben noch zwei Tage Zeit. Also fangen wir langsam an, eben diese Zeit zu schinden. So richtig sind wir von den Einkäufen, die wir in Naryn ergattern konnten, nicht begeistert. Es handelt sich vor allem um Zwiebelbrot und Softdrinks. Also kurven wir auf den letzten Metern noch ein wenig kreuz und quer durch Kirgistan, um eine weitere Stadt zu finden, die einen Supermarkt bietet. Wirklich fündig werden wir nicht mehr, wir treffen nur mehr alte Männer, die uns mit Gedenken an den alten Adolf grüßen. Was soll's  - dann eben direkt ab zum Torugart-Pass, vielleicht kommen wir ja doch irgendwie früher rüber. Die Strecke wird auf die letzten Meter noch einmal richtig übel und wir kommen nur im Schneckentempo voran, aber schließlich landen wir an einem Schlagbaum. Ist das schon die Grenze, um aus Kirgistan auszureisen? Laut Karte sind es noch ca. 15 km bis zum Pass, das wäre eine ziemlich breite Zone Niemandsland.   So richtig haben wir bis heute nicht herausgefunden, wozu der Schlagbaum diente. Aber nach einer kurzen Kontrolle unserer Visa werden wir durchgelassen. Offenbar in eine Art Naturschutzgebiet, das kaum erschlossen ist. Ein paar Jurten stehen hier herum, ab und zu ist am Horizont ein LKW zu sehen, der ebenfalls Richtung Pass unterwegs ist. Sonst gibt es hier nichts. Wir sind auf der Hochebene von Chatyr Kol in ca. 3700 Metern Höhe, die Ebene ist eingerahmt von schroffen Bergzügen, die auch Tolkien hierher gesetzt haben könnte und ihr Zentrum ist ein ziemlich sicher eiskalter Gebirgssee. Der geht eher fließend in das restliche Plataeau über, das von lauter kleinen Tümpeln und sumpfigen Stellen durchzogen ist. Alles ist von Gras und Moss überwuchert, ansonsten wächst hier oben im schneidenden Wind absolut gar nichts. Ab und zu sehen wir am Horizont ein paar Gänse oder einen Fuchs.   Wir haben den bisher einsamsten Ort unserer Reise erreicht.   Es fühlt sich an, wie das Ende der Welt – und irgendwie ist es das auch. Wer weiterfährt, kommt nur nach China. Warum sollte man das tun wollen? Im Grunde darf man es auch gar nicht, wenn man nicht gerade ein LKW-Fahrer ist, der Billig-Tablets hin- bzw. herkutschiert. Und selbst davon gibt’s hier nicht gerade viele. Wir sind die einzigen, die so bescheuert sind, hier mit mit einem Privatfahrzeug herzukommen. Ca. 5 km vor der Grenze entdecken wir links von der Straße, direkt am Sumpf, etwas, das wir als Rastplatz identifizieren und beschließen, hier nochmal Pause zu machen. Wir haben Glück: Aus irgendeinem Grund sprudelt hier warmes Quellwasser aus dem Gestein und nach einigem Abwarten werden wir sogar Zeuge, wie die Einheimischen sich hier bedienen (in den 2 Tagen, die wir hier verbringen, kommen tatsächlich 2 Menschengruppen zur Quelle). Also füllen auch wir hier unsere Wasservorräte auf. Basti und Steff unternehmen einen weiteren Versuch, den Generator wieder zum Laufen zu bringen, um unsere Notebooks nutzen zu können und ein wenig zu arbeiten. Leider schlägt auch dieser fehl. Uns bleibt wenig anderes übrig, als uns später ins WoMo zurückzuziehen und ein paar Runden Imperial Assault zu spielen.   Und uns dann in der Nacht den Arsch abzufrieren. Denn es wird niemanden überraschen, dass es auf fast 4000 Metern Höhe im September doch etwas frisch werden kann. Es wird eine unangenehme, unruhige und auch etwas unheimliche Nacht. Außerdem macht sich langsam der Kumus-Genuss genießbar und unsere Mägen tun seltsame Dinge. Super Timing, hier 150 km von der nächsten Toilette entfernt... 

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Comments

Nottel

Danke. War im Nachhinein klar, warum der Generator nicht lief?

Lena Richter

Das Foto hat auf jeden Fall was tolkieneskes - erinnert ein bisschen an die Totensümpfe... ;)