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  4. September 2015: Erst am nächsten Morgen stellen wir fest, wie schön der „Campingplatz“, den wir uns ausgesucht haben, wirklich ist. Auf der Wiese an der anderen Seite des Gebirgsbachs grasen semi-wilde Pferde. Das  grüne Tal ist von majestätischen Bergen umgeben und wenn man ein Stückchen geht, erreicht man einen Aussichtspunkt, der einen Blick über halb Kirgistan gewährt.   Mháire kürt diesen Ort zum schönsten Punkt der Reise und wird auch später nicht von dieser Meinung abweichen. Während sie in den zahllosen Erdhöhlen nach Murmeltieren sucht und versucht, sich an die Pferde anzunähern, kümmern sich Basti und Steff mal wieder ums Auto: Das Geruckel auf der kaputten Bergstraße hat dazu geführt, dass die Gewinde der Schrauben aufgebrochen sind, mit denen die Plastikabdeckung an der linken Flanke des Wagens an der Karosserie befestigt ist. Sicher gibt es dafür einen Fachbegriff, den ich nicht kenne, aber ich wisst bestimmt,was ich meine. Schrauben und Gewinde sind im Eimer, also muss Steff mit seinem Tabletop-Werkzeug neue Löcher bohren. Währenddessen wäscht sich Mháire ihre Mähne im Gebirgsbach und ich mache ihr das nach.   Steff und Basti bekommen Besuch von einem Einheimischen auf einem kleinen Pferd. Zunächst befürchten wir, dass der junge Mann, der in einer abenteuerlichen Mischung aus Tracht und Nike/Adidas gekleidet ist, uns vielleicht verjagen will – aber er will offenbar nur wissen, ob wir Probleme haben und zieht dann gleichmütig weiter, als wir ihm versichern, dass wir schon klarkommen.   Sobald der Wagen kurz auf Stabilität getestet wurde (und einige „Wir fahren durchs Gebirge-Aufnahmen“ mit dem WoMo vor dieser Kulisse gedreht wurden), geht es endlich weiter. Allerdings sehr, sehr langsam: Die Strecke wird immer unwegsamer, was gar nicht so sehr an der Gebirgsstrecke liegt, sondern an den teils abenteuerlichen Bauarbeiten, die hier von chinesischen Firmen an der Straße durchgeführt werden. Im Schneckentempo zuckeln wir weiter durchs Gebirge und erwarten jede Sekunde, dass ein Reifen platzt oder eine Wand abfällt. Ich mache mir ernsthafte Sorgen, ob wir diese Strecke auf dem Rückweg mit einem Dino auf dem Dach bewältigen können.
 Am Wegesrand sehen wir immer wieder Jurten und Leute, die in alten LKW-Anhängern wohnen. Viele von ihnen bieten Obst und Getränke am Straßenrand an. Ich nötige Mháire so lange, bis sie sich bereit erklärt, vor laufender Kamera einen Schluck Kumus (vergorene Stutenmilch) zu probieren.   Die nette Dame am Stand bietet uns zunächst einen kleinen Schluck an und Mháires Mimik spricht Bände: Ja, alle sagen, das Zeug wäre eigentlich gar nicht so übel. Aber vielleicht stand diese Portion hier zu lange in ihrem Plastikeimer in der Sonne? Aus Höflichkeit kaufen wir eine ganze Flasche bzw. lassen uns einen Liter in eine Flasche Kasachstan Cola abfüllen. Die weiße Brühe sieht darin besonders pervers aus. Bis auf Steff (clever!) probieren wir anderen aus Solidarität auch einen Schluck. Was sich als Fehler erweisen wird. Die Flasche landet später samt Inhalt im Müll.
 Gegen Nachmittag erreichen wir mit Naryn eine der größeren Städte des Gebirges. Jetzt kommt sie uns wie das letzte Western-Kaff vor (komplett mit Fluss und Canyon), auf dem Rückweg wird Naryn unser Symbol für die westliche Zivilisation sein. Hier kaufen wir noch einmal ein, denn wir wissen, dass wir noch 3 Tage in der Wildnis zu überstehen haben. Naryns Architektur wirkt bei allem Western-Charme schon recht fernöstlich, die Stadt ist eine sehr seltsame Mischung.   Dann wird es auch schon wieder dunkel und wir suchen erneut einen Rastplatz. Kandidat 1 erweist sich als verwaiste Baustelle. Kandidat 2 ist voller Pfützen und damit verseucht von Myriaden von Mücken. Kandidat 3 ist etwas langweilig, bietet aber eine herrliche Aussicht aufs Gebirge und ein paar Meter toll ausgebauter Landstraße. Und erneut Pferde! Wir kurbeln erstmals unsere Markise raus, holen die Klappstühle aus dem Auto und genießen den Sonnenuntergang. Ach, diese Markise. Mit der werden wir sicher noch viel Spaß haben...

Abends bemerkt Basti übrigens, dass er seine Mütze im letzten Campingplatz liegen gelassen hat. Wir beschließen, deswegen nicht zurück zu fahren.
 

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Comments

Marko Tiller

Sieht tatsächliche wie der wilde Westen und nicht wie der wilde Osten aus :)

Nottel

...und die Reise geht weiter...