Orkenspalter TV in China Teil ...? – Der Tag, an dem wir den Dino bekommen (Patreon)
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Dann interveniert Herr Jo: Der Dino darf nicht aufs Dach. Das Auto wäre sonst zu hoch. Dafür fehlt uns ein Kreuz auf unserem Nummernschild. Eigentlich hatten wir der Agentur und auch Herr Jo den Plan genau erklärt und dafür extra Dachgepäckträger installieren lassen. Wir wissen bis heute nicht, ob das einfach nicht durchdrang, ob bei der Führerscheinstelle etwas vergessen wurde oder ob sich Herr Jo nur rächen wollte. Jedenfalls behauptet er, der Dino dürfe da nicht rauf. Er könne uns nicht weiter begleiten, falls wir ihn auf Dach packen und ohne ihn dürfen wir nicht durch das Land fahren. Okay, also muss Malcolm doch in den Innenraum. Schnell wird klar, dass er nicht durch die Tür des Wohnbereichs passt (aber probieren kann man es ja trotzdem). Also wird die Beifahrertür abgeschraubt, ebenso der Beifahrersitz. Und dann passt es: Malcolm füllt das WoMo nun von der Küchenzeile im Heck bis zum Fahrersitz aus und ragt auch ein wenig ins Cockpit. Bewegen kann man sich im Wohnbereich jetzt nur noch, indem man unter ihm drunter kriecht oder drüber steigt. Das Bett muss dauerhaft aufgebaut bleiben. Und neben Malcolm passt mit Mühe noch rechts und links ein Schlafender hin. Aber er ist drin.
Zur Feier des Tages gehen wir mit Kevin und seinem Mitarbeiter essen (gut und verträglich in einem besseren Restaurant) und er schenkt uns Freikarten für das Dinomuseum des Ortes, wo wir fasziniert die nächsten Stunden verbringen. So viele Originalskelette. Ein gigantisches, versteinertes Flussbett voller Funde. Und dazwischen jede Menge Animatronik von Only Dinosaurs.
Mit einem glücklichen Staunen im Gesicht machen wir uns zum nächsten Stop auf. Eine Kleinstadt nur eine kurze Autofahrt nordwestlich, ist unser nächstes Ziel. Hier übernachten wir auf einem öffentlichen Parkplatz mit ebenfalls öffentlichen Toiletten, der zudem bewacht wird. Es handelt sich um ein Touristenstädtchen, dessen Kern wie in einem Disney-Park so hergerichtet ist, wie sich Westler (und vermutlich auch Chinesen) das alte China so vorstellen. So wie es vermutlich fast überall aussah, bevor der Kommunismus kam. Klar, in diesem Fall ist es schlimmsten Touristenkommerz. Das ist uns aber heute egal. Wir lassen uns von Einheimischen ablichten, kaufen Gewürze und Süßigkeiten, stromern durch enge Gassen und über die Stadtmauer, suchen am Flussufer und im Labyrinth der Straßen nach einem netten Café. Schließlich lassen wir uns in einem Club nieder, der relativ leer ist. Der Boden besteht teilweise aus Glas und darunter schwimmen Karpfen. Auf einem TV läuft eine schlechte Animationsserie um einen Eisbär. Und der Clubbetreiber schwingt sich zu Ehren seiner Westler-Kunden ans Keyboard und schmettert alle drei englischen Songs, die er kennt. U.a. „Countly Looooaaaads“. Sorry – das ist kein Rassismus hier, das ist einfach nur der Song, den der (sehr nette) Mann gesungen hat. Wir trinken ein paar Cocktails und wanken dann selig zum Wohnmobil, nicht ahnend, was noch kommen wird.