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14.  September 2015  So langsam wird es aber wirklich Zeit, dass wir das hier abschließen, immerhin ist es schon über 2 Jahre her – und entgegen aller Wahrscheinlichkeit waren Mháire und ich seitdem sogar noch einmal in China. Auch wenn es nur zwei viel zu lange Aufenthalte am Flughafen von Chengdu bzw Shanghai waren. Das Trauma sitzt immer noch tief, wie wir gerade gemerkt haben. Also bringen wir es hinter uns. Der 14.9. ist der Tag, den wir für den Space 1889-Dreh in der Wüste angesetzt haben. Wir fahren also in den Nationalpark voller bizarrer Lehmgebilde, der uns als Mars dienen soll. Herrn Jo und Herrn Li werden wir tatsächlich los: Sie sollen sich bitte einfach ins dortige Museum in die Lounge setzen und nen Kaffee trinken. Wir drehen solange alleine. Tatsächlich klappt das! Im eigentlichen Park drehen wir nicht, der ist inzwischen viel mehr touristisch erschlossen, als Mháire das in Erinnerung hat (sie war 2009 zuletzt hier gewesen), aber wir suchen uns irgendeine nette Stelle außerhalb des Parks, es sieht sowieso überall gleich aus. Wüste eben. Steff, Mháire und Basti schminken sich und wir drehen unsere Szenen ab. Ich selber dränge dabei zur Eile, da ich nicht weiß, wie lange ich es ohne Toilette aushalte. Es geht mir auch wieder zunehmend schlechter, aber hey, u.a. deswegen sind wir hier! Die Szene muss jetzt gedreht werden. In einer der letzten Einstellungen, für die Basti auf einem Berg kauert und ich ihn von unten filme, gibt der Lehmboden unter mir nach und ich sacke ein und kullere etwas den Abhang hinab. Glück gehabt: Der Kamera ist nichts passiert, ich konnte sie mit meinem Körper vor dem Aufprall bewahren. Wir entscheiden uns dann aber, dass es für heute reicht und kehren zu Herrn Jo und dann über die 80 km Wüstenpiste (mitten durch mittelgroße Sandteufel) zum Hotel zurück. Unterwegs will uns Herr Jo noch eine uralte Festung zeigen, die sich Mháire auch anschaut. Ich passe und bleibe im Auto, um die Blicke der Chinesen auf dem Parkplatz durch unsere Fenster erwidern zu können. Dieses „älteste Bauwerk Chinas“ (oder so) beeindruckt mich nicht so richtig. Von außen sieht es aus wie ein großer Lehmklumpen, und mehr ist es auch nicht. Es führt halt ein Gang rein und innen ist der Lehmklumpen hohl. Wow.   Zurück im Hotel beschließe ich im Restaurant, dass heute Steak-Tag ist und glaube, damit etwas sicheres zu bestellen. Leider ist das durch die Würzung ein Trugschluss. Es wird eine weitere unruhige Nacht.  

 
15.9.
Mir fehlt ein Tag. Ich habe eigentlich in Erinnerung, dass wir am nächsten Tag zur Großen Mauer fahren, aber der 15.9. existiert in meinen Videos nicht, die nächste Datei ist vom 16. Haben wir einen weiteren Tag in Dunhuang verbraucht und ich habe es verdrängt? Mysteriös, aber ich war auch ziemlich krank,  kann also durchaus sein, dass ich etwas vergessen habe.
 
 16.9.: Das nächste Etappenziel ist Zhangye – aber moment, wir hatten bei der Buchung der Reise ja einem doofen Touristenprogramm zugestimmt. Also zeigt uns Herr Jo unterwegs noch was: Das westliche Ende der Großen Mauer, komplett mit Reenactern, Touristen-Verkaufsständen und so einer Art Freiluftmuseum. Wir sehen sogar ein paar britische Touris! Das ganze liegt in einem Park und kostet Eintritt, und zwar nicht zu knapp. Mháire kennt es außerdem schon, aber okay – vielleicht lassen sich ein paar gute Bilder machen (Spoiler: Nicht wirklich, alles zu touristisch für die Doku). Direkt beim Eingang werden unsere Fingerabdrücke gescannt und vermutlich werden wir auch unbemerkt fotografiert. Dazu fällt uns nicht mehr viel ein. Also lassen wir uns drauf ein und schauen uns die durchaus beeindruckende Anlage an – es ist zwar alles aus Lehm, aber okay, offenbar kann man mit Lehm viel anstellen, wenn es nie regnet.   Nach einigen Stunden in der Anlage geht es endlich weiter. Aber Herr Jo hat NOCH etwas auf dem Programm. Er will uns den Nationalpark mit den tollen Felsformationen zeigen, den man heute spätestens aus „The Great Wall“ mit Matt Damon kennt. Bzw. ehrlich gesagt schlägt er es nur als eine von mehreren Alternativen vor und wir denken uns „okay, cool. Sieht nach Mars aus. Drehen wir dort noch was!“. Wir kommen schließlich abseits unserer Route auf einem Busparkplatz an und lassen Basti und Steff im Wagen zurück, weil ich mittlerweile zu geizig bin, für sie Eintritte zu bezahlen, wenn wir sie drinnen nicht brauchen (die Reisekasse ist schon bedenklich leer). Wir wollen einfach nur mit Mháire ein paar Aufnahmen machen. Leider ist der Park viel, viel weitläufiger als gedacht und wir beide und Herr Jo müssen immer einen überfüllten Bus zwischen einzelnen Sehenswürdigkeiten nehmen. Die Berge sind auch nett, aber es ist bewölkt und richtig gut wirken sie vmtl nur bei Sonnenuntergang. Also schnell ein paar Aufnahmen gemacht und weiter. Das Ziel ist ein weiterer Hotelparkplatz, auf dem wir aus auf dem allerletzten Winkel verstecken. Das Hotel ist deutlich schicker als die letzten, bei denen wir parasitiert haben. Und dieses Mal ist es wirklich, wirklich dringend, dass wir dort eine Toilette benutzen können. Zumindest für mich. Aber wir haben nunmal kein Zimmer dort gebucht.   Was also tun? Ich versuche, mich so schick wie möglich zu machen (ich habe sogar ein Jacket dabei) und schlendere in die Lobby, wobei ich so tue, als würde ich im Hotel wohnen. Ich komme sogar mit einem älteren amerikanischen Touristen ins Gespräch und finde irgendwann öffentliche Toiletten.   Sie sind furchtbar. Also wirklich – furchtbar. Es gibt eine Kabine mit Schüssel, die in Ordnung zu sein scheint, aber sie ist abgeschlossen – und trotzdem offensichtlich leer. Egal, ich öffne das Schloß mit einer Münze und bekomme endlich meine westliche Toilette. Von draußen hämmert eine wütende Putzfrau gegen die Tür, gibt aber irgendwann auf. So weit sind wir gekommen: Die einfachsten Dingen des Alltags sind zu einem Mission Impossible-Abenteuer geworden.   
 
17.9. Heute erreichen wir Lanzhou – oder wie wir es nennen: Landshut. Die Gegend wird weniger wüstenhaft, es gibt ab und zu mal Bäume am Strßenrand zu sehen. Und mit Lanzhou haben wir nun auch endlich eine Stadt vor uns, die kein totales Wüstenkaff ist. Lanzhou hat 3 Millionen Einwohner und liegt direkt am Gelben Fluß. Also endlich mal eine bedeutende Stadt. Die Stimmung an Bord des Dinomobils ist heute allerdings nicht gut. Ich weiß nicht mehr, warum, aber es herrscht dicke Luft. Dazu kommt noch eine neue Erkenntnis: Wir haben ein Plüschtier im Hotel in Dunhuang vergessen, vermutlich ist der kleine Plüschbär unters Bett gefallen. Das nimmt uns mehr mit, als man es von erwachsenen Menschen erwarten sollte (zumindest Mháire und mich) und wir malen uns aus, wie der kleine Bär auf dem abscheulichen Müllhaufen des Hotels landet. Wir rufen sogar im Hotel an und versuchen zu erfragen, ob jemand den Bär gefunden hat. Natürlich bringt das nichts.   Also gut, dann erkunden wir halt die Stadt. Unser Parkplatz ist besonders toll: Er liegt direkt an einer 6spurigen Autobahn und an Schlaf ist eigentlich nicht zu denken. Er liegt aber auch direkt an schicken Gebäuden und an einer Brücke über den Gelben Fluß. Dahinter erstreckt sich die Innenstadt. Wir kaufen also Trauben, schauen uns ein wenig Touristennepp an und finden sogar eine französische Bäckerei (soweit ich mich erinnere die einzige, die uns über den Weg läuft). Mháire und ich stopfen uns voll und bringen dann Baguette mit. Mit Brot und Trauben als Abendmahl versuchen wir dann, trotz des Lärms zu schlafen. Immerhin sind wir nur noch ein paar Tage von Zigong entfernt. Bald werden wir unseren Dino sehen! 

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Comments

Serdalamand

ich wäre auch für ne gedruckte Version. Ihr könntet ja mal ne Umfrage machen, wie viele sich dafür interessieren, ob es sich überhaupt lohnt darüber nachzudenken, wegen Kosten